Vintage Revival Montlhéry 2022 – Ein Konzert der Motoren

Über das Wochenende vom 7. und 8. Mai war es wieder soweit und das Vintage Revival Montlhéry konnte seine 6. Auflage auf dem legendären Linas-Montlhéry Autodrom feiern. Mit gegen 500 Fahrzeuge aus der Vorkriegs-Epoche war für jeden Geschack etwas dabei – von Rekord-brechenden Boliden über Grand-Prix Sieger bis hin zu Propeller-angetriebenen Wagen, Sport-Motorrädern und den berühmt, berüchtigten Board Track Racern.

GP Motorräder im Einsatz am VRM 2022 – Grid, Start und Vorbeiflug mit Motosacoche, Triumph, Norton, AJS, Velocette, Harley-Davidson, Moto-Guzzi, Sarolea, etc.

Die Faszination dieser Fahrzeuge vergangener Zeiten ist mannigfaltig und findet sich zum Beispiel in den technischen Errungenschaften, dem Piorniergeist von damals, der zum Teil illustren Geschichte der Fahrzeuge aber auch im Ringen Mensch gegen Maschine. Das Pilotieren solcher Vorkriegsmaschinen verlangt einiges an Können ab und ist sicherlich nichts für Zartbesaitete. In diesen Fahrzeugen ist man den Elementen schonungslos ausgesetzt, das Wort Fahrzeugsicherheitssysteme existierte noch nicht und man musste auch immer für etwaige Pannen gewappnet sein. Ein gutes Nervenkostüm gepaart mit stoischer Ruhe ist hier sicherlich von Vorteil. Die Fahrzeuge bedingen viel Zuneigung und Arbeit – es gibt immer etwas zu reparieren oder zu ersetzen und findet man die Teile nicht mehr, so fertigt man sie eben selbst an. Erleben und erfahren kann man diese Gefährte mit den Sinnen auf veschiedenen Ebenen – als Augenweide, aber auch über die Gerüche von Benzin, Methanol, Öl und dergleichen. Emotionsgeladen wird es dann, wenn die Aggregate mittels Feuer und Rauch zum Leben erweckt werden und in ein einmaliges Motorenkonzert einstimmen. Das ist der Zeitpunkt bei welchem bei vielen die Leidenschaft für solche Zeitzeugen zu brennen beginnt.

Die Bestie von Turin Fiat S76 aka Fiat 300hp Record, Bugatti Avio 8C Diatto, Darracq 200hp und viele andere aufregende Fahrzeuge im Einsatz am 6. Vintage Revival Montlhéry 2022

So konnte zum Beispiel die „Bestie von Turin“ bestaunt werden, ein 28.4-Liter, 300 PS starkes, feuerspeiendes Rennfahrzeug von Fiat aus dem Jahre 1911. Gebaut wurde dieser Fiat S76 und später auch bekannt als Fiat 300 hp Record einzig mit dem Ziel, den Geschwindigkeitsrekord auf Land dem damaligen Titelhalter, dem Blitzen Benz, zu entreissen.

Darracq 200hp mit V8 Motor, einem der ersten überhaupt

Mit dem Darracq 200hp aus dem Jahre 1905 war mit 22.5 Litern ein weiteres Hubraum-Monster am Start, ausgestattet mit einem der allerersten V8-Motoren und einer illustren Vergangenheit, hielt dieses doch für mehrere Monate den Geschwindigkeitsrekort für Fahrzeuge auf Land.

Die Startgruppe E beinhaltete ein gutes Dutzend Bugattis, zusammen mit Exponaten von Maserati, Alfa-Romeo, Peugeot, Delahaye, SEFAC, MG, Talbot-Lago und Amilcar

Natürlich durften bei diesem Event auch die Bugattis nicht fehlen.War im Fahrerfeld E eine ganze Armada von Vorkriegs-Bugattis zu sehen (T35, T50, T51 und T57) so war es im Fahrerfeld H in welchem „der verlorene Bugatti“, der geheminsvolle und mit Legenden umrankte Bugatti AVIO 8C mit Diatto Chassis, seinen Auftritt hatte.

Bugatti Avio 8C Diatto (1919) aka „The Lost Bugatti“

Bei den Motorrädern stand die Schweizer Marke Motosacoche bei der 6. Ausgabe des Vintage Revival Montlhéry im Scheinwerferlicht und ihre Anhänger erschienen in grosser Zahl, auch auf der Rennpiste. Die Motosacoche-Piloten zeigten dann auch eindrücklich, wie schnell diese Maschinen sind, auch nach heutigen Standards. Bei den Board Track Racern war dann die Marke Harley-Davidson prominent vertreten, was nicht weiter erstaunt. Auch konnte man Indian Motorcyle BTR-Racer bestaunen sowie eine tolle Excelsior Super X aus dem Jahre 1925.

Eine ganze Meute Harley-Davidson Board Track Racer im Einsatz, zusammen mit 2 Steher Motorrädern und Leyat-Helicas

Zusammen mit den Board Track Racern zogen dann auch noch zwei Steher-Motorräder ins Feld die mit über 2 Liter Hubraum beeindruckten, sowie mehrere Leyat-Helica Exponate. Diese Propeller-angetriebenen Helica Fahrzeuge wurden in den 10er Jahren vom Franzosen Marcel Leyat kreiert unter dem Credo – wenn ein Propeller ein Flugzeug antreiben kann, so muss dies auch für Fahrzeuge möglich sein. Der Sicherheitgedanke stand dieser Idee jedoch nicht Pate, nichtsdestotrotz spannende Zeitzeugen. Nun ist es an der Zeit über die Filme selbst in die Welt der Vorkriegsfahrzeuge einzutauchen und wir wünschen viel Spass dabei!

Leyat-Helica (1920)

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